23 Karneval

7.11 Guckem Helau!

Die Narretei war seit langem ein fester Bestandteil der Guckheimer Geselligkeit. Die Frauen des »Müttervereins« organisierten früher in Dillmanns eine Fastnachtveranstaltung. Noch früher gab es Maskenbälle, die von den verschiedenen Vereinen in den Wirtshäusern abgehalten wurden.
Seit 1947 gab es in Wellems am Rosenmontag eine sogenannte Kappensitzung. (In diesem Jahr erstmals an Fastnachtsamstag.) In den ersten Jahren hatten wir einen Prinz Karneval, der später durch den Präsidenten abgelöst wurde. Viele Jahre bot man noch eine weitere Kappensitzung, da nicht alle Leute an der Rosenmontagssitzung teilnehmen konnten. Dort zeigten die Guckheimer in der Folgezeit, was sie unter Humor verstanden und das war meistens sehr sehenswert.

Unvergessene »Highlights« wurden uns dargeboten. In den Anfangsjahren verspottete man z.B. den Besuch einiger Guckheimer in der Großstadt Frankfurt. Das erste Mal standen sie vor einer Verkehrsampel. Ein seltsamer Kasten, der ständig in anderen Farben aufleuchtete, und der den Menschen wohl andeuten wollte, wann sie die Straße überqueren konnten. Aus dieser Situation entstand das Lied:

Haste rot, rot, rot, dann bleibste stehn,
haste grün, grün, grün, dann darfste gehen.
Doch biste blau, blau, blau ist dir alles ganz egal ...

Das Lied wurde dann in Guckheim in der Folgezeit ein richtiger Gassenhauer. Aber auch andere Lieder, die man noch lange sang, entstanden an der Fastnacht.
Besonders bekannt ist auch noch:
Aber auch andere Darbietungen blieben unvergessen. Wer erinnert sich nicht noch, als der Krieger Klaus mit seiner Zigarre uns die neuesten Witze erzählte? Immer wenn er auf sein Manuskripte schaute, um den nächsten Witz vorzulesen, fing er schon an zu Lachen und dann wie!

Nicht immer war es einfach, einen Elferrat zu bilden. Einige Jahre bestand dieser ausschließlich aus Frauen, die die Tradition weiterführten. (Brunhilde Widerstein und Veronika Nieland waren damals Präsidentinnen.) Es ist unfair, nur einige der Akteure zu nennen, aber es ist unmöglich, alle aufzuzählen, die in Guckheim in der Bütt' standen. So soll hier nur noch ein besonders gutes Beispiel für unseren Guckheimer Humor stehen, eine Büttenrede von Liesel Rehn (Mille) und Ilona Mille (Hebel), die zeigt, wie maa sich in Guckem die Späß iwwer sich selwer mecht:

Eine Büttenrede voller Witz, aber ohne Blatt vor dem Mund, was will man mehr. Nicht immer ist das, was in der Bütt' gesagt wird, angenehm, aber dafür ist sie ja schließlich da.

Eine weitere Tradition sind die Tanzmädchen. Mitte der sechziger Jahre durften Ulrike Lauf (Kögler) und Gisela Schürg (Lixenfeld) die Akteure auf die und von der Bühne geleiten im Kostüm eines Funkenmariechens. Das war der Beginn, daraus entwickelten sich dann die Tanzgarde der Funkenmariechen, die seit Jahren auch mit wunderschönen Schautanzen nicht nur die Besucher der Fastnacht erfreuen.
Mit ihren phantasievollen Tänzen und Kostümen begeistern sie auch auf anderen Veranstaltungen im Jahr und nicht zuletzt auch die Preisrichter bei den Tanzturnieren, wo sie mit viel Erfolg teilnehmen.

Aber nicht nur im Saal wird bei uns Fastnacht gefeiert, seit 1947 gehen wir auch auf die Straße. Der spontane, einfache aber fröhliche Umzug wurde später eingestellt. Der Fastnachtszug in seiner jetzigen Form entwickelte sich aus der Kinderfastnacht, die mit einem Zug begann und daran anschließend in Wellems stattfand. Als immer mehr Erwachsene am Zug teilnahmen, wurde die Kinderfastnacht vorverlegt. Der Fastnachtszug für die »großen Narren« zog am Sonntag vor Rosenmontag durchs Dorf.
(In diesem Jahr erstmals am Rosenmontag.) Die Wagen und Fußgruppen werden schon wochenlang vorher in mühevoller Kleinarbeit vorbereitet. Viele Gäste aus nah und fern kommen zu diesem Spektakel und ähnlich wie an Kirmes haben viele Familien heutzutage »Fastnachtsgäste«. Am Saiplatz ist dann immer das große Finale des Zuges, das aber bald in unsere zwei Gastwirtschaften verlagert wird da es draußen einfach zu kalt wird.