19 Kinder in Guckheim


7.7 Kindsein in Guckheim

Wenn Peterchen heute aus der Schule nach Hause kommt, ist er erst einmal geschafft. Der Ranzen fliegt in die Ecke, der Gameboy wird hervorgeholt und dann ist das Kind eine Zeitlang nicht ansprechbar. Es piept und dudelt aus dem kleinen Apparat, und die Umwelt ist total vergessen. Wenn Opa das sieht, schimpft er:
» Mensch Peter, schmeiß' das Ding weg, und spiele mal was Richtiges, Du bist doch ein Bub, Du musst doch in den Remel gehen und Häuschen bauen, auf Bäume klettern, oder einfach nur Lällällä spielen!«
» Lällällä, was ist denn das?« fragt Peterchen neugierig.
Guggemäs
ist das bekannte Versteckspiel, bei dem man bis auf fünfzig oder hundert zählen muss, es heißt nur anders.

Zick lait
Man braucht dazu einen Ast mit drei »Beinen«, den man im Wald suchen muss Das ist natürlich ziemlich zeitaufwendig, da ein solcher Ast nicht leicht zu finden ist. Die »Zick« wird dann in einiger Entfernung aufgestellt, und man muss versuchen, sie mit Knüppeln zu treffen und umzuwerfen. Ist dies' gelungen, ruft der Spielführer:
»Zick lait« und rennt los, die meist störrische Zick wieder aufzustellen. Die Mitspieler müssen in dieser Zeit ihren Knüppel wieder holen. Wer als letzter wieder am Ausgangspunkt ist, muss der nächste Spielführer sein.

Rommelskopp
Im Herbst werden »Rommele« (Runkelrüben, Futterrüben) vorn Feld geholt und ausgehöhlt. Dazu wird zuerst ein Deckel an der Oberseite abgeschnitten und dann mit einem Löffel das Innere aus der Rübe geschabt. Dann wird ein Gesicht in die Vorderseite geschnitten. In den Mund steckt man Streichhölzer oder kleine Aststücke. Zuletzt befestigt man eine Kerze in dem »Rornmelskopp«, den man auch »Deiwelskopp« nennt. Wenn es dunkel wird, gehen die Kinder damit von Haus zu Haus, klopfen an die Fenster, heulen furchterregend und hoffen, dass die Hausbewohner sich mit einem Groschen »freikaufen«
Usteraja (Ostereier) schippele
An Ostern geht man auf eine leicht abfallende Wiese (unerm Remel zum Beispiel) Dort wirft man die Ostereier vorsichtig möglichst weit ( in flachem Winkel). Die Eier »schippeln« dann noch ein wenig den Abhang runter. Wer am weitesten kommt, darf die Eier behalten. Natürlich muss das Ei ganz bleiben und Gips Eier sind streng verboten. (Gips Eier legte man früher in die Hühnernester, um damit die Hühner zum Eierlegen zu animieren.)

Faatsje schnitze
Man holt sich ein fingerdickes Ast Stück, möglichst vom Weidenbusch (gibt es viele am Elbbach), Lange ca. 15 cm. Man schneidet ca. 5 cm vom oberen Rand ein keilförmiges, kleines Stück raus, außerdem ca. 5 kleinere Löcher über das Stöckchen verteilt. Dann muss man die Rinde vorn Stock lösen. Das geschieht, in dem man mit dem Messerknauf auf die Rinde klopft, von oben bis unten und das Stöckchen dabei dreht. Bei diesem Vorgang singt man folgendes Lied (Sprechgesang):

Wenn sich die Rinde vom Stöckchen gelöst hat, holt man das Innere heraus, und die einfache Flöte ist fertig.
Katzestäjlscher benne
»Katzenstühlchen«, ca. 30 cm große Stuhl ähnliche Gebilde, zu basteln, ist nicht ganz einfach. Man braucht dazu Binsengras, das gibt es auf feuchten Wiesen. Den eigentlichen Bindevorgang muss man sich zeigen lassen, fragt mal Euren Opa, der kann das noch. (Noch ein Tipp: Die Größe der Stühle ist ideal für Barbie-Puppen)

Hickelhejsje
Ich glaube, das wird auch heute noch gespielt. Früher zog man die Linien mit einem Stock auf die festgetrampelte Erde im Hof, heute benutzt man dazu am besten Kreide. Es wird ein kreuzförmiges Hickelhejse aufgemalt, man wirft einen Stein in eines der Quadrate und fängt an zu hickeln (hüpfen auf einem Bein).

Klicker
Es ist sicher heute sehr schwierig, den richtigen Platz für die Kuhle das Klicker Loch zu finden. Früher war das in der festgefahrenen Erde im Hof ganz einfach. Man stellt sich in einiger Entfernung vom Loch auf und versucht, die Klicker (Murmeln) in das Loch zu werfen. Wer den ersten im Loch hat, darf mit dem Spiel beginnen. Man schnippt mit dem Zeigefinger die Murmeln nacheinander alle in die Kuhle, wer zuerst alle seine Klicker im Loch hat, bekommt alle im Spiel befindlichen Klicker.

Früher waren die Klicker aus Ton, Glasmurmeln waren besonders wertvoll und ersetzten je nach Größe mehrere Tonklicker. Unsere Eltern machten sich die Klicker aus Guckheimer Ton (aus der Erkaut) selbst.

Buu schlie
Da wo heute die Häuser von Helmut Müller, Heinz Kaiser und Gunther Jung in der Schulstrasse stehen, war früher im Winter oft eine große Eisfläche. Dort wurde auf dem Eis geschlittert, das nannte man dann Buu schlie. Es wurde aber auch richtig Eishockey gespielt, mit und ohne Schlittschuhe. Aus dem Wald holte man sich einen Stock, der ähnlich wie ein Hockeyschlager unten abgewinkelt war. Diesen Schläger nannte man »Krim«. Auch der Puck war ein Holzstück und hieß damals »Oas«.

Ich denke mir mal, dass manch' einer der älteren Dorfbewohner den einen oder anderen der heutigen »Oosen« am liebsten genauso behandeln möchte, wie damals den Puck. Und damit waren wir bei einem sehr umstrittenen Thema, der
»Institution Ooseblout« !